Erhöhte Tauchsicherheit durch richtiges Atmen

Richtig oder falsch atmen? Ist das überhaupt möglich?
Und wenn ja, welche Folgen hat dann eine richtige oder falsche Atmung für die Tauchsicherheit?

Blicken wir doch dazu erstmal auf die Atmung und ihre Steuerung im menschlichen Körper: Die Atmung ist ein automatisch ablaufender Prozess im menschlichen Körper. Gesteuert wird sie im Wesentlichen von dem Atemzentrum im verlängerten Rückenmark. Dadurch wird sichergestellt, dass die Atmung ohne Unterbrechung erfolgt, sodass die Zellen ständig und jederzeit mit Sauerstoff versorgt werden. Denn während der Mensch auf Wasser einige Tage und auf Nahrung sogar wochenlang verzichten kann, kann er ohne Sauerstoff nur wenige Minuten überleben. Für uns Menschen ist Sauerstoff überlebenswichtig.

Die Einatmung (Inspiration) stellt dabei den aktiven, also enrgieverbrauchenden Teil der Atmung dar: Die Inspirationsmuskeln (Zwerchfell und Atemhilfsmuskeln) spannen an, es folgt eine Vergrößerung des Brustraumes sowie eine elastische Ausdehnung der Lunge. Der dadurch entstandene Unterdruck in der Lunge lässt Luft einströmen.

Bei der Ausatmung (Exspiration) kehrt sich dieser Vorgang um: Die Inspirationsmuskeln entspannen sich, die Lunge dehnt sich wieder zurück und der dadurch entstandene Überdruck lässt die relativ sauerstoffarme Luft entweichen.

Also kurz zusammengefasst: Die Einatmung ist ein aktiver und die Ausatmung eher ein passiver Vorgang. Daraus ist leicht ersichtlich, dass die Einatmung ein angespannter Zustand ist, der Sauerstoff verbraucht und eher zu Unwohlsein sowie Stress führt. Die Ausatmung dagegen ist ein entspannter Zustand, der kaum Sauerstoff erfordert und Wohlempfinden, Gelassenheit und Ruhe bringt.

Betrachten wir jetzt unsere natürliche Atmung über Wasser, so stellen wir leicht einen Atemrhytmus: einatmen-ausatmen-Pause fest. Das Ziel des natürlichen Atemrhythmus ist also das Ausatmen. Denn die Atempause erfolgt über Wasser im ausgeatmeten, entspannten Zustand.

Beim Atmen unter Wasser kann unser Atemrhythmus allerdings ganz anders aussehen. Als Landlebewesen in einem uns feindlichen Element neigen wir leicht wegen unserer Urängste unbewusst zu einem Atemrhythmus: einatmen-Pause-ausatmen. Hier zielt also der Atemrhythmus auf das Einatmen. Die Folge ist eine Atempause im eingeatmeten, angespannten Zustand und dementsprechend eine volle Lunge. Dieses Luftanhalten im eingeatmeten Zustand kann unter Wasser schnell zu Problemen führen:

  • ungewollter Auftrieb
  • schwierigeres Tarieren
  • evtl. mehr Blei zum Ausgleich des Auftriebs
  • schwierigeres, kraftaufwendiges Abtauchen
  • höherer, ungewollter Luftverbrauch
  • Essoufflement
  • anstrengender, kraftaufwendiger Tauchgang, der als wenig positiv empfunden wird
  • Unwohlsein, Unruhe, Stress, die sich leicht in Angst und Panik steigern können
  • geringere Tauchsicherheit

Die Lösung?

Einfach und simpel: die RICHTIGE Atemtechnik! Auch wenn die Atmung automatisch abläuft, so können wir sie doch mit unserem Willen beeinflussen: Statt in einem eingeatmeten Zustand mit voller Lunge aufgepumpt und angespannt zu verharren, wird ganz bewusst im ausgeatmeten Zustand eine Pause eingelegt und entspannt.

Dabei ist es wichtig, möglichst früh in der Tauchausbildung die richtige Atemtechnik zu erlernen, um so seine Tauchsicherheit zu erhöhen. Denn hat sich erstmal eine gewisse Verhaltensweise manifestiert, ist es umso schwieriger, dieses Muster zu durchbrechen und umzuwandeln.

Fazit:

Von Anfang an sollte ganz bewusst unter Wasser ein Atemrhythmus: einatmen-ausatmen-Pause eingeprägt werden. Das erleichtert nicht nur die Tarierung, sondern verbessert den Luftverbrauch, erhöht die Tauchsicherheit und schenkt tolle tiefenentspannte Momente unter Wasser – und das von Atemzug zu Atemzug.

Bericht sowie Fotos von Anne und Serge Clasen